Kass, János Der Herzog

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Das Werk „Der Herzog“ von János Kass ist eine kraftvolle Hommage an Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“ (A kékszakállú herceg vára) und zählt zu den eindringlichsten bildnerischen Interpretationen eines musikalischen Stoffes in der ungarischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit der radikal reduzierten Farbpalette aus Rot, Schwarz und Weiß und einer kompositorischen Klarheit von großer theatralischer Spannung erschafft Kass das Porträt einer komplexen, innerlich zerrissenen Gestalt.
Der Herzog erscheint hier als Symbolfigur männlicher Einsamkeit und Macht – zugleich stolz und verletzlich, festgehalten im Moment existenzieller Selbstbegegnung. Das Schwarz seines Mantels und Bartes formt eine massive, beinahe architektonische Silhouette, während die diagonalen roten Flächen wie dramatische Scheinwerfer durch das Bild schneiden. In der erhobenen Hand trägt er eine Krone, die nicht als Triumphzeichen, sondern als Bürde erscheint – ein Sinnbild seiner Schuld und inneren Leere.
In dieser Komposition, die an Bühnenbild, Illustration und Plakatkunst zugleich erinnert, verdichtet Kass seine Erfahrung als Grafiker, Szenograf und Buchkünstler. Die klaren Linien wirken wie visuelle Rhythmen, das Rot wie ein klingender Akzent – das Bild ist, im eigentlichen Sinne, eine graphische Partitur. Es übersetzt Bartóks musikalische Sprache in Form und Farbe: die eruptive Leidenschaft, die Spannung zwischen Macht und Stille, Licht und Dunkel.
Das Werk entstand in der reifen Phase des Künstlers, in der Kass zunehmend nach der Verbindung von Musik, Mythos und moderner Form suchte. „Der Herzog“ ist kein Porträt, sondern eine Verdichtung, eine visuelle Metapher für das menschliche Innere – die unergründliche Tiefe, die Bartók in Musik und Kass in Linie und Farbe ausdrücken.

János Kass gilt als einer der bedeutendsten ungarischen Grafiker und Buchillustratoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk, das Strenge und Expressivität vereint, steht an der Schnittstelle zwischen Renaissance-Tradition, konstruktivistischer Moderne und ungarischem Expressionismus. „Der Herzog“ ist ein Schlüsselwerk in diesem Kontext – ein visuelles Echo von Bartóks Musik, ein Symbol für die Einsamkeit des modernen Menschen, eingefangen in einer Geste von zeitloser Würde.